Verrückte Sammlung: Münchner Hütte 365 Uhren im Wohnzimmer | Bayern

2021-11-05 03:51:40 By : Mr. Nelson Cao

SAMMLER-SERIE: Werner Stechbarth hat 365 Uhren in seinem Wohnzimmer

Werner Stechbarth hat 365 Uhren in seinem Wohnzimmer. Verstärkung WIRD es für ihn bei der Zeitumstellung. Doch gegen Stress hat der Münchner einen Tipp.

München – Werner Stechbarths Wohnzimmer ist eine Zeitbombe. Ticktack, Ticktack macht es 24 Stunden lang an sieben Tagen die Woche. Einmal die Stunde geht die Bombe hoch. Dann bricht in Stechbarths Eigentumswohnung in der Au in München der Wahnsinn los. Es bimmelt und läutet, piept und pfeift, zwitschert und klappert, trällert und knattert. Irgendwo ertönt eine Stille-Nacht-Heilige-Nacht.

„Ich weiß schon gar nicht mehr, wo das alles herkommt“, sagt Stechbarth und versucht das Geräusch zu orten – vergebens. Der 30 Quadratmeter große Wohnraum ist vollgestopft mit Uhren. Stechbarth Hütte 365 Stück in seinem Wohnzimmer. Für jeden Tag im Jahr eine. An den Wohnzimmerwänden ist kein Fleck mehr frei. Dort hängen handgeschnitzte Kuckucksuhren, Plastikuhren in Gelb, Grün, Pink, Blau. Auf Regalen grell leuchtende Digitaluhren, auf dem Boden zwei Standuhren.

Nicht nur Stechbarths Wohnung ist bunt und einzigartig. Auch der Eigentümer selbst legt großen Wert auf ein ungewöhnliches Äußeres. Der 74-Jährige trägt immer zwei verschiedenfarbige Socken und zwei verschiedenfarbige Schuhe. An jedem Handgelenk blitzt eine Armbanduhr auf. „Das ist mein Markenzeichen“, erklärt er. „Ich will originell sein.“ Als würden Stechbarths 365 tickende und leuchtende Uhren nicht ausreichen, um ihn einzigartig zu machen.

„Die Leute sagen, ich tick' nicht ganz richtig.“ Stechbarth tippt sich auf die Stirn und grinst. „Und da geb ich ihnen auch teilweise Recht.“ Allein die Batterien für seine vielen Uhren kosten den alleinstehenden Rentner bis zu 80 Euro im Monat. „Von dem Geld, das ich im Jahr für Batterien ausgebe, kaufe sich andere ein Auto.“

Stechbarths Sammelleidenschaft für Uhren fing in Acapulco, Mexiko an. Bei der ersten großen Reise mit seiner Mutter. Damals kaufte er seine allererste Uhr. Das ist 46 Jahre her. „Denke immer daran, wie schnell die Zeit vergeht, es ist später, als du denkst. Genieße jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre“, steht auf einem handgeschriebenen Zettel von seiner Mutter. Der klebt auf einem länglichen Glasbehälter, in dem Stechbarth seine erste Uhr aufbewahrt. „Andere haben eine Ur-Großmutter, ich habe eine Ur-Uhr.“ Ob handgeschnitzt, Kunststoff oder digital – Stechbarth hat sie alle. Nur eine Lieblingsuhr hat er nicht. „Sonst sind die anderen Uhren beleidigt.“

Einmal ist Stechbarth wegen einer Uhr sogar schon in Bedrängnis geraten. Es war der letzte Tag seines Tunesien-Urlaubs. Stechbarth hatte sich kurz vor dem Rückflug noch eine Uhr in Form einer Bratpfanne gekauft – jedoch vergessen, die Batterien zunehmen. Ein großer Fehler, die Bratpfanne tickte doppelt so laut wie andere Uhren dieser Größe. „Da war die Hölle los am Flughafen“, erinnert er sich. Der Uhrensammler wurde samt tickendem Koffer in Gewahrsam genommen.

Viele seiner Uhren sind Mitbringsel aus fernen Ländern, die der ehemaligen Lufthansa-Koch bereiste. Thailand, Hawaii, Brasilien. Einige Exemplare sind Geschenke, andere Erbstücke. In seinem Sortiment: Disney-Uhren, die Klassiker wie „Once upon a dream“ spielen. Kuckucksuhren, bei denen nicht Vögel zwitschern, sondern Bauernhoftiere ihre typischen Laute zum Besten geben. Zur vollen Stunde piept, muht, mäht und wiehert es in seiner Wohnung. Stechbarth hat alle seine Uhren um ein paar Minuten versetzt eingestellt. „Sonst hat man ja nichts davon, wenn alle 50 Kuckucksuhren gleichzeitig losgehen.“

Tag und Nacht geht das in Stechbarths Wohnung so. Das ständige Gebimmel stört den Uhrensammler nicht – im Gegenteil. Abends, wenn er in seinem Sessel sitzt, Fernseher und Radio ausgeschaltet, kann er erst recht richtig gut entspannen. „Ich empfehle jedem, sich eine Uhr zu kaufen. Das ist besser als jede Schlaftablette.“

Verstärkung WIRD es mit seinen Uhren nur bei der Zeitumstellung. Bei einem solchen Sortiment braucht der Sammler drei bis vier Tage, bis er überall die richtige Zeit eingestellt hat. Stechbarth hat sich daher vorbereitet und schon Anfang der Woche mit der Zeitumstellung begonnen. Er steigt auf das schwarze Ledersofa. Behutsam nimmt er den verschlüsselten Minutenzeiger der handgeschnitzten Kuckucksuhr. Elf mal dreht er den Zeiger herum. Jetzt ist Winterzeit. „Ich darf nicht zurückdrehen“, erklärt er. „Sohn leidet das Uhrwerk.“

Um alle seine Uhren umzustellen, muss Stechbarth über 300 Mal an Plastikrädchen und Minutenzeigern drehen. Früher veranstaltete er noch Uhrenpartys, bei denen er gemeinsam mit seinen Freunden seine ganzen Sammelstücke umstellte. dazwischen dreht Stechbarth seine Uhren ohne fremde Hilfe zurück. Gegen die Abschaffung der Zeitumstellung hat der Uhrenliebhaber daher überhaupt nichts einzuwenden.

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